comenius-antiquariat.com | au lac |
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:: Geschichte :: Begonnen hatten wir, Jörg Zoller und Samuel Hess, im Buchantiquariat zum Brockenhaus an der Gerechtigkeitsgasse 60 in Bern, wo wir fast 10 Jahre lang angestellt waren. 1990 kauften wir unseren ersten Mac und begannen, die Bücherdaten zu erfassen, für die Erstellung von Katalogen einerseits, andererseits zur Verwaltung des auswärtigen Lagers. Da wir es immer mehr mit dem "Buch" als mit dem "Handel" hielten (offen gesagt: wir sind beide merkantilisch ziemliche Flaschen) hangelten wir ständig am Abgrund zum Konkurs entlang und trieben den Turnaround vor uns her. Ein Lichtblick wurde das Internet, mit dem ich mich realtiv früh zu befassen begann. Im März 1996 ist die erste Homepage im Netz, Ende 1996 bereits die erste eigene Datenbank. Meinen Umzug ins Berner Oberland (back to the roots) nahmen wir im Winter 1998/ 1999 zum Anlass, das Ladengeschäft in Bern zu schliessen und ganz auf das Internet zu setzen.
:: Comenius :: Johann Amos Comenius (1592-1670) war ein boehmischer Philosoph, Theologe und Paedagoge. Comenius forderte Bildung (und Buecher) fuer alle und vertrat seiner Zeit weit vorauseilende freiheitliche Positionen. Sein Motto: Omnia sponte fluant, absit violentia rebus (Alles fliesse von selbst, Gewalt sei fern den Dingen). |
:: Gegenwart ::
Den Entscheid zur Ladenschliessung habe ich nie bereut und kann mich der verbreiteten Katerstimmung nach der ersten Euphorie mit der "New Economy" nicht anschliessen. Ich bin der Meinung, dass das Internet den Antiquariatshandel revolutioniert hat wie kaum ein Medium zuvor. Bücher, die früher kaum aufzutreiben waren, sind heute dutzendfach im Netz zu finden. Einem Millionenpublikum, hunderttausenden potenzieller Büchersammler und Leserinnen steht ein überbordendes Angebot von Schriften gegenüber;neben den Berufsantiquaren gibt es zunehmend Feierabendhändler, die unbelastet von jeder Sachkenntnis die Speicher der Verwandtschaft plündern und die vermeintlichen Schätze im Netz zu verhökern suchen. * Jörg Zoller ist im November 2022 gestorben und ich habe selbst das Rentenalter erreicht. Ich verwalte noch die Bestände und nehme möglichst keine Bücher mehr an und bin nicht abgeneigt, das gesamte Antiquariat zu verkaufen.
:: Ausblick :: (z.T. überholt (s.oben) Innovation ist nicht gerade ein hervorstechendes Merkmal meines Berufsstandes und ich habe einige Kollegen erlebt, die Computer und Antiquariat für unvereinbar hielten. Ich versuche aber den Umwälzungen Rechnung zu tragen und die Möglichkeiten des neuen Mediums auszuschöpfen. Mein Selbstverständnis als Antiquar kommt mir da entgegen: ich verstehe meine Arbeit in erster Linie als Dienstleistung und weniger als Handel. Der Kultur verpflichtete Auswahl und möglichst anschauliche Bereitstellung des Angebots, sorgfältige Lagerhaltung und professionelle Abwicklung der Bestellungen sind mein Bestreben. Da will ich mich weiter verbessern und die zahlreichen freundlichen Reaktionen (und eigene schlechte Erfahrungen mit "Berufskollegen) bestärken mich auf diesem Weg.
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