Gramaccini .:. Das Bildgedaechtnis der Schweiz

Gramaccini, Norberto, Das Bildgedächtnis der Schweiz. Die helvetischen Altertümer (1773 - 1783) von Johannes Müller und David von Moos. Basel: Schwabe, 2012. 498 Seiten mit Abbildungen, Literaturverzeichnis und Register. Leinen mit Schutzumschlag. 4to.

Gramaccini Norberto | Helvetica | Schweizer Geschichte | Denkmalpflege


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 Gramaccini .:. Das Bildgedaechtnis der Schweiz

Die Geschichte der Schweiz aus der Perspektive der erhaltenen Bilder und Denkmäler

Das Buch rekonstruiert ein wichtiges editorisches Ereignis der Zürcher Aufklärung. In den Jahren zwischen 1773 und 1783 erschien in 12 Teilen mit insgesamt 207 Seiten Text und 276 Seiten Abbildungen eine Schriftenreihe unter dem Titel: Merckwürdige Überbleibsel von Alterthümmeren an verschiedenen Orthen der Eydtgenosschafft. Ihr Herausgeber war der Ingenieur und Kartograph Johannes Müller (1733–1816), während die Texte von dem evangelischen Geistlichen David von Moos (1729–1786) stammten. Beide hatten sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Schweiz aus der Perspektive der erhaltenen Bilder und Denkmäler statt wie bislang von den schriftlichen Quellen her zu erzählen. Insgesamt 430 historisch bedeutende Werke der Antike, des Mittelalters und der Frühen Neuzeit werden auf diese Weise vorgestellt, wobei in der Art heutiger Ausstellungs- und Museumskataloge die Erklärungen den Bildern nachfolgen.
Unter dem Titel Das Bildgedächtnis der Schweiz sind nicht nur der Text und die Radierungen der Alterthümmeren neu abgedruckt. Das Buch macht es sich auch zur Aufgabe, die Kunstwerke an ihren heutigen Standorten nachzuweisen und zu kommentieren. Von 430 abgebildeten Werken wurden 407 verifiziert. Diese Erfolgsbilanz spricht für sich. Denn was nützt die schönste Nacherzählung, sei es in Form von Texten oder Bildern, wenn niemand versteht, worauf sie sich bezieht? Eine zweite Aufgabe, die das Buch erfüllt, liegt in der Kontextualisierung. Müller und Moos folgten ähnlich gelagerten Bestrebungen der Schweizer Aufklärer Johann Jakob Bodmer (1698–1783) und Johann Jakob Breitinger (1701–1776) bezüglich einer patriotischen Wiederbelebung der vaterländischen Geschichte und des Mittelalters als Vorbildzeit. Darüber hinaus zeigten sie sich dem Konzept der modernen Bildwissenschaft verpflichtet, deren Leitsterne Jean Mabillon (1632–1707) und Bernard de Montfaucon (1655–1741) waren. Deren Bedeutung wurde durch die aktuellen Publikationen der Londoner Society of Antiquaries und die unabhängig davon erscheinenden Kupferstiche John Vertues (1684–1756) noch unterstrichen, die auch für die von Ferdinand Keller (1800–1885) edierten Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich Vorbild waren. Somit stehen die helvetischen Altertümer von Müller und Moos am Anfang einer «visuellen Enzyklopädie der vaterländischen Geschichte», als deren ultimative Erfüllung am Ende des 19. Jahrhunderts die Gründung des Schweizerischen Landesmuseums anzusehen ist.


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