Michalov .:. Widerstand

Michalov, D., Widerstand oder keine einfache Sache. 1. Auflage. Zürich: Konfrontation, 1975. 134 Seiten. Kartoniert.
* Leicht gebräunt.

Michalov D | Tschechoslowakei | Russland | Sowjetunion | Deutsche Literatur


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 Michalov .:. Widerstand

D. MICHALOV: WIDERSTAND ODER KEINE EINFACHE SACHE D.. Michalov wurde in Prag geboren; mütterlicherseits ist er russischer Abstammung. Wegen seiner illegalen Tätigkeit gegen den National-sozialismus wurde er 1940 aus der Höheren Gewerbeschule in Prag aus-geschlossen. Kurz danach erliess die Gestapo einen Haftbefehl gegen ihn. Michalov verschwand in den Untergrund und arbeitete fortan von Wien, Prag und Paris aus gegen den Faschismus. 1942 wurde er bei einem Fluchtversuch in die Schweiz verhaftet. Es gelang ihm der Ausbruch aus dem Wiener Polizeigefängnis, er wurde jedoch im selben Jahr in Poprad (Slowakei) erneut verhaftet. 1944 wurde Michalov in das ,Jahr Dachau deportiert. Nach dem Kriege studierte Michalov politische Wissenschaften und Literatur in Moskau, Prag und Sofia. Vom Kommunismus enttäuscht, flüchtete er 195o nach dem Westen und seither arbeitete er einige Jahre lang in der kommunistischen Hemisphäre illegal. 1951 wurde er in Abwe-sentheit zum Tode verurteilt. Michalov, der später nach Frankreich ging, kämpft für die politische Erneuerung im Sinn eines demokratischen Sozialismus. Ernst Herhaus beurteilt den vorliegenden Roman so : „. . . Die Geschichte des Wanja ist die Geschichte aller Eingekerkerten, die trotzdem nicht auf-geben; sie sind die einzigen, von denen es sich lohnt Geschichten zu er-zählen . . ." Victor Pfaff meint hiezu: „. . . Michalovs Roman ist ausser-ordentlich spannend, seine Sprache einfach und kräftig . . ."

Michalovs Roman ist eine Kritik an dem Gewaltsystem, wie es in der UdSSR und in den sogenannten Volksdemokratien nach dem Kriege wiedererrichtet wurde und heute ausgeübt wird. Der Polizeichef Schereda verkörpert diese Diktatur des Proletariats. Es sind die Schädlinge Schere-das Art, die auf allen Ebenen des Partei- und Staatsapparates die Diktatur, nicht des Proletariats, sondern gegen das Proletariat, ausüben. Wanja durchläuft bei seinem Kampf gegen ihn sämtliche Instanzen der regierenden Maschinerie. Aber obwohl er als ehemaliger Widerstands-kämpfer und „Held der Sowjetunion" das Wohlwollen höchster Funktio-näre und Genossen besitzt, kämpft er vergeblich. Dass es Wanja schliesslich im Bett der einflussreichen Ljubotschka gelingt, Schereda zu beseitigen —darin liegt eine gehörige Portion Ironie. Wanjas Kampf ist scheinbar aussichtslos. Denn kaum ist Schereda ver-haftet, rückt die Soukupin, der Prototyp der Hure aus Opportunismus, in eine Schlüsselposition auf. Als Ljubotschka ihm sagt, sie bekäme ein Kind von ihm, hält Wanja es für eine Lüge, durch die er in bürgerlicher Liebe gefangen werden soll und stürzt sich in einen Abgrund. Er wird von einem Schäfer gerettet und entschliesst sich, sich weiterhin im Untergrund für ein menschlicheres Leben einzusetzen. Nicht umsonst verwendet Michalov nicht nur russische, sondern auch polnische, ungarische, rumänische und andere Namen, die auf die Volks-demokratien hinweisen : Sie sind es, die unter dieser Diktatur am meisten zu leiden haben. Dass Schereda ein tschechischer Name ist (etwa : der Scheuss-liche), weist auf das Schicksal der Tschechoslowakei hin.

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