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Noch immer ist die deutsche Literatur, die zwischen 1933 und 1945 im Ausland entstand, nicht voll wieder eingebürgert. Nachholbedarf an Literaturgeschichte gibt es nicht nur für ältere Epochen, sondern auch für so junge, die kaum eine Generation zurückliegen. Erst seit kurzem auch finden die Sammelversuche einzelner zu einer systematischen Exilliteraturforschung zusammen. Der vorliegende Band will ein erstes Panorama der deutschen Exilliteratur zeichnen. Zu Anfang wird die reale Situation der deutschen Autoren in den verschiedenen Exillãndern — z. T. von Miterlebenden wie Alfred Kantorowicz oder Ernst Erich Noth beschrieben. Es werden die Arbeitsbedingungen, die ãusseren und inneren Folgen der Vertreibung, der Kampf gegen den Faschismus, der Literaturbetrieb im Exil umrissen und eine möglichst weit gespannte Information gegeben. Der zweite Hauptteil bietet Interpretationen einzelner Werke wie Anna Seghers' »Transit« oder Brochs »Tod des Vergil« und Darstellungen des Exiloeuvres einiger reprãsentativer Autoren. Hier geht es also um das literarische Werk selbst, auch um die Frage nach der künstlerischen Leistung. Exemplarische Untersuchungen aus der Feder von Germanisten und Literaturkritikern sind zusammengestellt, neben Würdigungen ist auch die Kontroverse nicht vermieden. Ein dritter Teil verzeichnet in Form eines Lexikons 400 Exilautoren mit biographischen Daten und Werkverzeichnissen. Damit wird nach den Interpretationen eine objektivierende Abrundung in der Darbietung des Stoffes angestrebt. Diese Publikation rückt zeitlich vor den Sammelband »Die deutsche Literatur der Gegenwart« vom gleichen Herausgeber. Als Bericht, Darstellung und Nachschlagewerk will sie helfen, die Kontinuitãt in unserem Geschichtsbild herzustellen. Inhalt Manfred Durzak: Deutschsprachige Exilliteratur. Vom moralischen Zeugnis zum literarischen Dokument Hans-Helmuth Kniitter: Zur Vorgeschichte der Exilsituation Manfred Durzak: Literarische Diaspora. Stationen des Exils Paul Michael Lützeler: Die Exilsituation in Österreich Kurt R. Grossmann: Die Exilsituation in der Tschechoslowakei Ernst Erich Noth: Die Exilsituation in Frankreich Alfred Kantorowicz: Die Exilsituation in Spanien Ulrich Seelmann-Eggebert: Die Exilsituation in der Schweiz Helmut Müssener: Die Exilsituation in Skandinavien Gabriele Tergit: Die Exilsituation in England Manfred Durzak: Die Exilsituation in USA Krystyna Kudlinska: Die Exilsituation in der UdSSR Marianne O. de Bopp: Die Exilsituation in Mexiko Hugo Kunoff: Literaturbetrieb in der Vertreibung: Die Exilverlage Andre Banuls: Vom süßen Exil zur Arche Noah. Das Beispiel Heinrich Man Fritz Hackert: Kaddisch und Miserere. Untergangsweisen eines jüdischen Katholiken. Joseph Roth im Exil Walther Huder: Ödön von Horvath. Existenz und Produktion im Exil Wolfgang Wendler: Privatisierung des Exils. Die Romane von Ernst Weiß Karl Corino: Reflexionen im Vakuum. Musils Schweizer Exil Ernst Schürer: Verinnerlichung, Protest und Resignation. Georg Kaisers Exil Viktor Suchy: Exil in Permanenz. Elias Canetti und der unbedingte Primat des Lebens Klaus Matthias: Humanismus in der Zerreißprobe. Stefan Zweig im Exil Jörg B. Büke: Sturz aus der Geschichte? Anna Seghers' Roman »Transit« Heinrich Vormweg: Gerechtigkeit über sich fühlend. Arnold Zweigs Roman. »Das Beil von Wandsbek« Hans Wolffheim: Von Dionysos zu Hiob. Karl Wolfskehls Spätwerk Albrecht Holschuh: Lyrische Mythologeme. Das Exilwerk von Nelly Sachs Hans Dieter Schäfer: Stilgeschichtlicher Ort und historische Zeit in Johannes R. Bechers Exildichtungen Ulrich Weisstein: Bertolt Brecht. Die Lehren des Exils Herbert Lehnen: Repräsentation und Zweifel. Thomas Manns Exilwerke und der deutsche Kulturbürger | ||||