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Klappentext Einen »Löwenblutsäufer« hatte ihn Wieland genannt; für andere Zeitgenossen war er der »rohe ungeschlachte Naturmensch«; sein Drama »Sturm und Drang« hat das Kennwort der literarischen Bewegung geliefert, zu der sich auch der junge Goethe hielt. Friedrich Maximilian Klinger war einer der jungen Schriftsteller und Intellektuellen, die in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts »die Errungenschaften ihrer Väter mit keckem Spott verhöhnten, dann wegfegen wollten, um an ihre Stelle eine neue, Kraft und Bewegung, Gefühl und Enthusiasmus verkörpernde Kultur zu setzen« wie der Klinger-Kenner Gert Ueding in der Einleitung zu diesem Buch schreibt. Uedings Auswahl aus den Werken Klingers zeichnet nach, wie aus dem 1752 als Sohn eines Frankfurter Konstablers geborenen Kraftgenie, dem Theaterdichter der Seyler'schen Schauspielertruppe in Leipzig der Soldat wurde, der »im Dienst und seinen Untergebenen gegenüber kalt wie der steinerne Gast in Don Juan« erschien. Nach dem »Wirrwarr« (so der ursprüngliche Titel von »Sturm und Drang«) seines Wanderlebens hatte er festeren Grund gesucht und ihn schließlich nach einem Zwischenspiel in der österreichischen Armee am Petersburger Hof gefunden, wo er rasch aufstieg, russischer Generalmajor, Direktor des Kadettenkorps und Kurator der Universität Dorpat wurde, sich standesgemäß verheiratete, Orden und Ehrungen empfing. Ein erfolgreiches Leben, äußerlich betrachtet. In Wirklichkeit blieb er ein Einsamer, »leiblich in Rußland, geistig in Deutschland«. Er blieb auch in Petersburg ein deutscher Schriftsteller, in Distanz zu der russischen Sprache, schrieb weiter Dramen und vor allem - nach 1790 - Romane, »und sie allein« - so Gert Ueding - »hätten genügt, Klinger einen hervorragenden Platz in der deutschen Literaturgeschichte zu sichern, wären die sozialen und politischen Hoffnungen des Bürgertums in seinem Heimatland nicht so jämmerlich enttäuscht worden.« Bis heute hat die Literaturgeschichte Klinger in die Fußnoten verbannt Es wäre an der Zeit, den »verbannten Göttersohn (unter diesem Titel schrieb Klinger 1777 ein bekenntnishaftes Göttergespräch) nach mehr als zweihundert Jahren wieder in die deutsche Literatur einzubürgern, ihm den Platz eines zukunftsweisenden Außenseiters zuzuerkennen. Die in diesem Buch vorliegende Auswahl aus seinem Werk will vor allem die Bekanntschaft mit Klinger vermitteln; sie richtet sich nicht allein nach der literarischen, sondern auch nach der lebensgeschichtlichen Bedeutung der Texte. Die beigegebenen Bilder, durchweg zeitgenössisch, sollen den Hintergrund dieses Lebens verdeutlichen, vor allem auch den Freundeskreis des Dichters vorstellen. | ||||