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Sein dauernder Wohnsitz war der Postwagen. Rastlos trieb er von Stadt zu Stadt, von einem begonnenen und nicht durchgeführten Studium zum andern. Leidenschaftlich stürzte er sich in Liebesbeziehungen, aus denen er floh, bevor sie reiften. Die Unruhe trieb ihn sogar über den Ozean, aber auch die Neue Welt gab ihm den Frieden nicht. Man hat daran gezweifelt, daß er die Ruhe wirklich suchte, ihn mit einem farbenbunten Waldpilz verglichen, der im Schatten, tödliches Gift bergend, gedeiht und geargwöhnt, er genieße seine genialische Zerissenheit. Dem modernen Leser mag vieles im Werk Lenaus fremd sein — dem verzweifelten Dahintreiben, dem Versuch, einen Ausgleich zwischen Ich und Welt zu finden und der Hilflosigkeit gegenüber dem Ansturm dunkler Kräfte aus dem eigenen Inneren bringt er ein neues Verständnis entgegen. Tod und Vergänglichkeit gaben Lenau die echtesten Töne ein, und immer wieder war rettende Zuflucht die Natur, in der Seele und Landschaft sich vereinigten. Diese Ausgabe enthält alle Dichtungen Lenaus: das gesamte lyrische Werk einschließlich aller späteren Nachträge, die Versdichtungen und die Fragmente. Eine umfassende Briefauswahl stellt den Lebensweg des Dichters dar. Ein Nachwort des Herausgebers deutet Leben und Werk. | ||||