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Einleitendes Zu Ende des Jahres 1833 fand sich in Leipzig, allabendlichund wie zufällig, eine Anzahl meist jüngerer Musiker zusammen,zunächst zu geselliger Versammlung, nicht minder aber auch zumAustausch der Gedanken über die Kunst, die ihnen Speise und Trankdes Lebens war, — die Musik. Man kann nicht sagen, daß die damaligen musikalischen Zustände Deutschlands sehr erfreulich waren.Auf der Bühne herrschte noch Rossini, auf den Clavieren fast ausschließlich Herz und Hünten. Und doch waren nur erst wenige Jahre verflossen, daß Beethoven, C. M. v. Weber und Franz Schubertunter uns lebten. Zwar Mendelssohn’s Stern war im Aufsteigenund verlauteten von einem Polen Chopin wunderbare Dinge, —aber eine nachhaltigere Wirkung äußerten diese erst später. Da fuhrdenn eines Tages der Gedanke durch die jungen Brauseköpfe:laßt uns nicht müßig zusehen, greift an, daß es besser werde, greiftan, daß die Poesie der Kunst wieder zu Ehren komme. So entstanden die ersten Blätter einer neuen Zeitschrift für Musik. Aber nichtlange währte die Freude festen Zusammenhaltens dieses Vereinsjunger Kräfte. Der Tod forderte ein Opfer in einem der theuerstenGenossen, Ludwig Schunke. Von den andern trennten sich einigezeitweise ganz von Leipzig. Das Unternehmen stand auf dem Punkt,sich aufzulösen. Da entschloß sich Einer von ihnen, gerade der musikalische Phantast der Gesellschaft, der sein bisheriges Leben mehr am Clavier verträumt hatte, als unter Büchern, die Leitung derRedaction in die Hand zu nehmen, und führte sie gegen zehn Jahrelang bis zum Jahre 1844. So entstanden eine Reihe Aufsätze, ausdenen diese Sammlung eine Auswahl gibt. Die meisten der darinausgesprochenen Ansichten sind noch heute die seinigen. Was er hoffend und fürchtend über manche Kunsterscheinung geäußert, hat sich im Laufe der Zeit bewahrheitet. Und hier sei noch eines Bundes erwähnt, der ein mehr als geheimer war, nämlich nur in dem Kopf seines Stifters existirte, derDavidsbündler. Es schien, verschiedene Ansichten der Kunstanschauung zur Aussprache zu bringen, nicht unpassend, gegensätzliche Künstlercharaktere zu erfinden, Von denen Florestan und Eusebius die bedeutendsten waren, zwischen denen vermittelndMeister Raro stand. Diese Davidsbündlerschaft zog sich, wie einrother Faden, durch die Zeitschrift, »Wahrheit und Dichtung-« inhumoristischer Weise verbindend. Später verschwanden die von dendamaligen Lesern nicht ungern gesehenen Gesellen ganz aus der Zeitung, und von der Zeit an, wo sie eine »Peri« in entlegene Zonenentführte, hat man von schriftstellerischen Arbeiten von ihnen nichtswieder vernommen. Möchten denn diese gesammelten Blätter, wie sie eine reichbewegte Zeit wiederspiegeln, auch dazu beitragen, die Blicke der Mitlebenden auf manche von der Fluth der Gegenwart beinahe schonüberströmte Kunsterscheinung zu lenken, so wäre der Zweck der Herausgabe erfüllt. Wenn übrigens in der Reihenfolge der Aufsätze die chronologische Ordnung aufrecht erhalten ist, so wird gerade dies ein Bilddes wachsendem sich immer mehr steigernden und klärenden Musiklebens jener Jahre vor die Augen führen. https://comenius-antiquariat.com/pdf/158845.pdf | ||||